Regierungsratswahlen
Exklusiv-Umfrage: SVP-Roth liegt hinter SP-Feri und Grünen-Obrist

Die az-Umfrage zeigt die drei bisherigen Regierungsräte unbestritten an der Spitze. Um den frei werdenden Sitz von Susanne Hochuli tobt ein heftiger Kampf zwischen SP/Grünen und Bürgerlichen.

Mathias Küng
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Yvonne Feri liegt bei der Exklusiv-Umfrage der az vor Robert Obrist und Franziska Roth

Yvonne Feri liegt bei der Exklusiv-Umfrage der az vor Robert Obrist und Franziska Roth

NCH/MTA/Demoscope

Die Kantonsregierung besteht seit acht Jahren aus Vertretern von fünf Parteien, nämlich von SVP, FDP, SP, CVP und einer Vertreterin der Grünen. Bleibt es dabei? Stützt man auf die Momentaufnahme einer Exklusivumfrage der az ab, hat derzeit Rot-Grün klar die besseren Chancen, den frei werdenden Sitz von Susanne Hochuli in ihren Reihen zu halten.

Auf Rang 5 hinter den Bisherigen und Markus Dieth (CVP) ist nämlich SP-Nationalrätin Yvonne Feri (vgl. Grafik). Auf sie folgt – noch vor der SVP-Kandidatin – überraschend der grüne Grossrat Robert Obrist. Für sie enttäuschend liegt Franziska Roth (SVP) laut Umfrage nur an siebter Stelle. Sie muss bis zum Wahltag kräftig aufholen. Sonst dürfte man sich in der SVP aufgrund ihrer Akzeptanz für den zweiten Wahlgang grundlegende Überlegungen zur Person machen.

Schafft es Dieth im 1. Wahlgang?

Unbestritten scheint, dass die CVP ihren Sitz mit dem Wettinger Gemeindeammann und Grossrat Markus Dieth verteidigen kann. Er kommt in der Umfrage auf 33,6 Prozent. Es könnte also – sofern am 23. Oktober so gewählt wird wie bei unserer Sonntagsfrage – hauchdünn schon im ersten Wahlgang reichen. Dieths Umfrageergebnis zeigt, dass er als «Unbestrittener» im Kampf zwischen SP/Grünen und SVP um den Sitz von Susanne Hochuli bei den Wählern bisher nicht vergessen ging.

77 Prozent der CVP-Sympathisanten wollen Markus Dieth gemäss Umfrage die Stimme geben, stark verankert ist er mit 41 Prozent auch bei den Freisinnigen. 27 Prozent der SVP-Sympathisanten wollen ihn wählen, bei SP und Grünen sind es unter 20 Prozent. Am besten kommt er bei den über 55-Jährigen und bei Männern an.

Demoscope: So wurde gefragt

Das Meinungsforschungs-Institut Demoscope befragte für die az vom 16. bis 23. September telefonisch insgesamt 1000 Personen aus der stimmberechtigten Aargauer Bevölkerung. Zur Sicherstellung der Repräsentativität wurden zufällig ausgewählte Privathaushalte kontaktiert, und es wurde bei der Auswertung die Bevölkerungsstruktur des Kantons (Alter und Geschlecht) berücksichtigt. Zudem wurden die Resultate nach Wähleranteilen (Parteistärke in Prozent) bei den Grossratswahlen 2012 gewichtet. Die Messgenauigkeit liegt bei +/–3,1%. (MKU)

Bisherige marschieren durch

Die drei wieder antretenden Regierungsräte liegen in der Umfrage uneinholbar vorn. Innendirektor Urs Hofmann (SP), Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) und Baudirektor Stephan Attiger (FDP) werden das absolute Mehr im ersten Wahlgang erreichen. Sie liegen mit 52,3 (Hofmann), 51,9 (Hürzeler) und 50,7 Prozent (Attiger) sehr nahe beieinander. Alle drei werden leicht stärker von Männern als von Frauen gewählt, alle drei sind bei den über 35-Jährigen noch besser verankert als bei den jüngsten Wählern.

In der eigenen Parteibasis am besten verankert ist Stephan Attiger mit 92 Prozent, gefolgt von Alex Hürzeler mit 80 sowie Hofmann mit 76 Prozent. Hofmann kompensiert diesen vergleichsweise niedrigen Wert mit der breitesten Verankerung in der ganzen Wählerschaft.

Er bekommt nämlich auch 68 Prozent der CVP-Stimmen und selbst 27 Prozent der SVP-Stimmen. Hürzeler erreicht auch bei den FDP-Wählern mit 72 Prozent einen Traumwert, dafür gönnen ihm nur 11 Prozent der grünen Wähler ihre Stimme. Früher hätte man bei der SVP angenommen, sie gewinne auf dem Land deutlich mehr Stimmen, so Werner Reimann von Demoscope. Alex Hürzeler und Franziska Roth holen aber jetzt in der Stadt fast gleich viele Stimmen wie auf dem Land.

Hürzelers Umfragewerte zeigen zudem, dass ihm die kürzlich publik gewordene Abwahlempfehlung eines enttäuschten Parteikollegen nicht geschadet hat. Er bleibt in der SVP-Basis gut verankert. Zudem zeigen Erfahrungswerte, dass Magistraten, die sich im Amt von ihrer Partei emanzipieren, eher an Akzeptanz gewinnen.

Das sind die Regierungsratskandidierenden 2016:

Franziska Roth (SVP)
22 Bilder
Regierungsratskandidatin Franziska Roth im Fokus Was bedeutet die Nomination der Brugger Bezirksgerichtspräsidentin und wie wird sie versuchen, ihren Bekanntheitsgrad zu verbessern? (April 2016)
Yvonne Feri (SP)
Die 50-jährige Nationalrätin kämpft um einen zweiten SP-Sitz in der Aargauer Regierung. Feri ist noch bis Ende Jahr Gemeinderätin von Wettingen und unter anderem Präsidentin von "Kinderschutz Schweiz" sowie des "Vereins für Soziale Gerechtigkeit".
Die Aargauer Regierungsratskandidaten 2016 Markus Dieth (CVP)
Der 49-jährige Wettinger sitzt seit 2009 im Grossrat und präsidierte diesen im Jahr 2015. 2006 wurde er in den Gemeinderat von Wettingen gewählt, wo er seit 2008 das Amt des Gemeindeammanns ausübt.
Alex Hürzeler (SVP)
Der 51-Jährige sitzt seit 2009 im Aargauer Regierungsrat und hat dort das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) inne. Der Fricktaler stellt sich diesen Oktober für eine weitere Amtsperiode zur Wahl.
Maya Bally: «Die Chancen stehen gut für eine Frauenkandidatur aus der Mitte» (8.8.2016)
Die 55-jährige Hendschikerin ist seit 2012 Mitglied der kantonalen Parteileitung und Präsidentin der Bezirkspartei Lenzburg. Im Oktober 2012 wurde sie in den Grossen Rat gewählt, seit 2013 ist sie Präsidentin der Fraktion. Als Schulpflegepräsidentin liegen ihre politischen Schwerpunkte in der Bildung aber auch bei Wirtschaft und Finanzen.
Stephan Attiger (FDP)
Der 49-Jährige steht im Regierungsrat seit 2013 dem Departement für Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) vor. Am 23. Oktober kandidiert er für seine Wiederwahl.
Urs Hofmann (SP)
Der 59-jährige Aarauer leitet im Regierungsrat seit 2009 das Departement Volkswirtschaft und Inneres (DVI). Im Oktober will er den SP-Sitz in der Aargauer Regierung verteidigen.
Mia Jenni, Ariane Müller und Mia Gujer: Dieses Trio zieht für die Juso in den Regierungsrats-Wahlkampf. Mia Jenni (21) ist Vorstandsmitglied der Juso Aargau und studiert Germanistik und Kunstgeschichte. Ariane Müller (23) studiert zurzeit Geschichte und Geologie und ist Präsidentin der Juso Freiamt. Mia Gujer (22) ist Präsidentin der JUSO Aargau und arbeitet als Kampagnen-Mitarbeiterin.
Robert Obrist (Grüne)
Der 58-jährige Schinznacher sitzt seit Januar 2014 im Grossen Rat. Als Agronom und Departementsleiter am Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick (FiBL) sind Umwelt und Bildung die Themen, die Obrist am meisten umtreiben.
Ruth Jo. Scheier (GLP)
Die 40-Jährige wohnt seit 2005 in Wettingen. Sie ist alleinerziehende Mutter einer 17-jährigen Tochter. Sie arbeitet als kaufmännische Angestellte in einer Schmuck-Grosshandelsfirma. Die Grossrätin ist auch Vize-Präsidentin der GLP Aargau.
Die transsexuelle Jil Lüscher kandidiert als Parteilose.
Pius Lischer (IG-Grundeinkommen)
Der 53-jährige Pius Lischer wohnt in Oberrüti und ist schon bei mehreren Wahlen angetreten – jeweils ohne Erfolg.

Franziska Roth (SVP)

Alex Spichale

Grüner Herausforderer an 6. Stelle

Robert Obrist, der den Sitz von Susanne Hochuli für die Grünen verteidigen soll, liegt hinter Yvonne Feri, aber vor Franziska Roth, die den Grünen den Sitz für die grösste Partei im Kanton wegschnappen soll. 26,3 Prozent für den erst seit 2014 im Grossen Rat politisierenden Grünen sind ein guter Wert. Seine Wählerschaft ist über die Altersgruppen und zwischen Mann und Frau recht gleichmässig verteilt. Auch bezüglich Akzeptanz auf dem Land oder in der Stadt gibt es keinen Unterschied.

82 Prozent der Grünen-Wähler wollen Obrist die Stimme geben, bei den SP-Wählern sind es noch 53 Prozent. Bei FDP- und CVP-Sympathisanten sind seine Werte unter 20, bei der SVP nur knapp über 5 Prozent. Für den zweiten Wahlgang dürften genau diese Stimmen aus der bürgerlichen Mitte eine entscheidende Rolle spielen.

Maya Bally führt Verfolgerfeld an

Bei den weiteren Kandidierenden kommt die BDP-Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, Maya Bally-Frehner, auf gemessen an der Grösse ihrer Partei ansehnliche 16,3 Prozent. Auch in ihrer Wählerschaft sind Frauen und Männer gleichmässig vertreten, bei über 55-Jährigen kommt sie am besten an. Ihr fehlen natürlich viele Stimmen der Anhänger der Regierungsparteien.

Genau gleich geht es GLP-Grossrätin Ruth Jo. Scheier. Sie macht bei Männern mehr Stimmen als bei Frauen und punktet bei Jungen überdurchschnittlich. Gleichauf liegt die parteilose Jil Lüscher. Ob sie tatsächlich so viele Stimmen bekommt, ist unklar.

Denn viele Sympathisanten geben an, eher nicht oder nicht zu wählen. Nochmals deutlich weiter hinten rangieren die drei Juso-Kandidatinnen Ariane Müller, Mia Gujer und Mia Jenni. Sie holen ihre Stimmen vorab bei den Jungen. Am Schluss rangiert der rührige «ewige Kandidat» Pius Lischer.