Berliner Modewoche

Fashion Week Berlin 2021: Was passiert im September?

Die Fashion Week Berlin 2021 ist auch: Ein Inkubator für innovative Ideen, ein Schaufenster für Transparenz in der Modeindustrie, Platz für internationales Zusammenkommen, ein Miteinander zwischen Mode und dem kreativen Treiben der Stadt. Wie all das gelingt, was die verschiedenen Initiativen sind und welche sogar öffentlich zugänglich, darüber geben wir hier einen Überblick
Berlin Fashion Week 2021 Alle Infos
Sean Gallup

Die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin 2021: Der Kern der deutschen Modewoche

Die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin 2021 steht kurz vor ihrem 15. Geburtstag (2007 fand sie das erste Mal statt). Das ist ein wichtiger Meilenstein, durch die Pandemie-Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre steht sie jetzt an einem neuen, entscheidenden Punkt voller neuer Impulse, inmitten denen aber auch Verlässlichkeiten wichtig sind. Nach wie vor ist die Mercedes-Benz Fashion Week das essenzielle Kernstück der deutschen Modewoche – und ihr zentraler Ort ist wie schon länger das Kraftwerk in Mitte.

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Während letzte Saison die Ereignisse dort pandemiebedingt nur digital zu sehen waren, werden im September laut aktuellem Stand wieder Shows mit Gästen nach Hygienevorschriften stattfinden können. Die Eröffnungsshow der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin 2021 wird am 6. September – wie es mittlerweile Tradition ist – ein internationales Mode-Talent sein: Ausgewählt wurde dafür dieses Mal die österreichische Designerin Florentina Leitner. In den Tagen darauf folgen bis zum 12. September Shows deutscher Designer:innen wie Isabel Vollrath, Fassbender oder Danny Reinke (den vollständigen Schauenplan gibt es bald hier zu finden). Und auch viele weitere Formate (wie der Berliner Salon oder Fashion Open Studio) stehen unter dem Schirm der von Mercedes-Benz ermöglichten Modewoche. Aber dazu unten mehr.

Der Berliner Salon kehrt als physisches Format im Kraftwerk zurück

Anfang 2019 legte der Berliner Salon nach vier Jahren des Bestehens eine kleine Pause ein – und kehrte Anfang dieses Jahres als digitales Format innerhalb der MBFW zurück, in dem damals Heidi Klum in einer filmischen Inszenierung Mode deutscher Designer:innen trug. Jetzt, im September 2021, kann der Berliner Salon als Gruppenausstellung wieder physisch stattfinden (nämlich am 6. September im Kraftwerk Berlin, noch bis zum 8. September sind die Entwürfe dann dort zu sehen). Zum Glück: Gerade das Zusammenkommen verschiedener Akteur:innen der deutschen Modebranche war schließlich immer Kern des Berliner Salons. Dieser zeigt sich jetzt zukunftsträchtiger denn je: Während viele Kollektionen seiner Designer:innen ohnehin als Slow Fashion gelten, beispielsweise in europäischen Manufakturen produziert werden und auf Bio-Materialien setzen, liegt jetzt noch expliziter ein Fokus auf Nachhaltigkeit. Der Titel des Berliner Salons in dieser Saison? "Committed to Responsibility".

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"Wir sehen es als unsere Verantwortung, Designer:innen in und aus Deutschland, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, holistisch verantwortungsvoll zu produzieren und zu handeln, hierbei zu unterstützen“, sagt die frühere VOGUE-Chefredakteurin Christiane Arp, Initiatorin des Berliner Salons. Zu den Designer:innen gehören diese Saison: Anna Auras, Aeyde, Alexander von Bronewski, Antonia Zander, Bergauer Handschuhe, Dawid Tomaszewski, Diehm Bespoke, Esther Perbandt, Golpira, Hannibal, Horizn Studios, Horror Vacui, Isabel Vollrath, Julia Leifert, Karen Jessen, Konrad, Lala Berlin, Lara Krude, Lutz Morris, LML studio, Mykita, Odeeh, Oftt, PB 0110, René Storck, Rianna + Nina, Société Angelique, Sminfinity, Stiebich & Rieth, Studio 163, Vickermann & Stoya, Vladimir Karaleev,  Werkstatt:München, William Fan und Working Title Studios.

Berlin Berlin: Das innovative Fashion-Week-Format von Highsnobiety (mit zugehörigem Nachwuchspreis)

Berlin ist eine Stadt der Zukunft, heißt es immer wieder. Umso erstaunlicher, dass aus ihrer kreativen Szene heraus nicht ständig neue Labels entstehen, wie es beispielsweise in London der Fall ist. Für viele junge Designer:innen stimmen eben die Rahmenbedingung der Mode-Infrastruktur der Stadt nicht – und Förder- und Mentoring-Programme für Modeschaffende sind selten. Mit dem “BERLIN BERLIN Prize” von Highsnobiety gibt es nun einen neuen Nachwuchspreis für Mode-Newcomer, der mit Unterstützung des Berliner Senats auf einen Gewinn von 20.000 Euro dotiert ist.

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Wer diese Summe gewinnen wird, das entscheidet eine Jury, die unter anderem aus Herbert Hofmann, Head of Buying bei der Online-Shop-Sparte von Highsnobiety, Mumi Haiati, Gründer von Reference Studios, und den GmbH-Designern Serhat Işik und Benjamin A. Huseby besteht. Im Rahmen der “BERLIN BERLIN”-Initiative, einem primär digitalen Format, zeigt Highsnobiety außerdem in einem “Omni-Channel Content-Hub einzigartige Geschichten über die relevanten genre- und  grenzübergreifenden Lifestyle-Akteure der Stadt”. Dass der:die Gewinner:in dort Raum bekommt, ist zusätzlich zu den 20.000 Euro ein wertvoller Preis.

Das Reference Festival holt internationale Namen nach Berlin

Dass zu wenig internationale Namen zur Berlin Fashion Week kämen ist ein Vorwurf, der der deutschen Modewoche schon seit Jahren gemacht wird. Mit seinem Reference Festival ist Mumi Haiati, Gründer der einflussreichen Berliner Kommunikationsagentur Reference Studios, schon vor zwei Jahren angetreten, das zu ändern. Im Mai 2019 fand das Event erstmals auf einem Parkhaus-Dach in Berlin-Neukölln statt. 032c präsentiere dort unter anderem eine Kooperation mit Adidas, Comme des Garçons feierte in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Matt Lambert 25 Jahre seiner Duftlinie und das koreanische Label Gentle Monster ließ seine Brillen von Künstler Frederik Heyma inszenieren.

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Während die erste Ausgabe des Reference Festivals unabhängig von der Berlin Fashion Week lief, wurde das Event im Januar 2021 für seine zweite, digitale Ausgabe Teil der Berlin Fashion Week (zu den Teilnehmenden gehörten dann unter anderem die Künstlerin Anne Imhof oder der Newcomer-Designer Zec Elie Meiré mit seinem Label Colrs). Dem Ansatz, Mode mit verschiedenen Kultur-Genres und -Medien zu verbinden bleibt das Reference Festival auch jetzt im September als Teil der Berlin Fashion Week treu. Vom 6. bis 10. September werden die Events an verschiedenen Orten der Stadt stattfinden, unter anderem dem Reference Space an der Potsdamer Straße oder dem legendären Bierpinsel (in Partnerschaft mit dem Schinkel Pavillon). Teilnehmende Brands sind dieses Mal unter anderem GmbH und Carhartt WIP.

Initiative von Fashion Revolution Germany: Fashion Open Studio sorgt für Transparenz in der Modebranche

Die globale Initiative Fashion Revolution hat es sich – wie der Name schon unmissverständlich sagt – zum Ziel gemacht, die Modeindustrie auf den Kopf zu stellen und sie zu einer besseren, zukunftsträchtigen Version ihrer selbst zu machen. Nämlich: Fair und transparent, verantwortungsbewusst und sauber. Da das System im Kern auf denen aufbaut, die die Mode entwerfen und denen, die sie herstellen, ist Transparenz in diesem Bereich eines der Hauptanliegen von Fashion Revolution.

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Ein Projekt, um genau das zu fördern ist “Fashion Open Studio”, das als Kooperation zwischen Fashion Revolution Germany und der Mercedes-Benz Fashion Week fest in der deutschen Modewoche implementiert ist: Dort lassen verschiedene Modelabels, die den nachhaltigen Ansprüchen von Fashion Revolution entsprechen, am 7. und 8. September hinter die Kulissen ihrer Arbeit blicken. Während das letzte Saison noch digital stattfand, können jetzt auch tatsächlich Ateliers und Manufakturen besichtigt werden. Zusätzlich startet diese Saison ein neues Mentoringprogramm von und mit Orsola del Castro, der Gründerin und Kreativdirektorin von Fashion Open Studio; diverse Panel-Diskussionen mit Expert:innen wird es ebenso geben.

202030 – The Berlin Fashion Summit: Die wichtigste (Digital-)Konferenz rund um nachhaltige Lösungen

Ähnlich wie zuvor schon die Copenhagen Fashion Week hat die Berlin Fashion Week Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren nach und nach zu ihrem inhaltlichen Dreh- und Angelpunkt gemacht – es ist schließlich die einzige Zukunft, die es für eine Modewoche geben sollte. Eine wichtige Säule des nachhaltigen Engagements bei der Berlin Fashion Week bildet “202030 – The Berlin Fashion Summit”, bei dem es darum geht, ein Zusammenkommen einflussreicher Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen, Diskussionen auf Augenhöhe, konkrete Handlungsempfehlungen und Leitfäden als Ergebnis zu ermöglichen.

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Letzte Saison fand die Konferenz das erste Mal digital statt, auch diese Saison halten die Köpfe dahinter, Magdalena Schaffrin und Max Gilgenmann, an einem rein digitalen Format fest. Das Thema dieses Mal: “Ökosysteme – Wie lassen sich positive Effekte implementieren?” und damit die Frage, “wie Kreislaufsysteme mit positivem Impact in die Mode integriert werden können”. Während der erste Teil des Summit nur einem kleinen Kreis vorbehalten ist, ist ein zweiter Abschnitt für jede:n zugänglich (mehr Informationen dazu hier).

STUDIO2RETAIL: So will der Fashion Council Germany Berliner Mode mit ihren Träger:innen verbinden

In Berlin soll die Fashion Week keine abgehobene Veranstaltung sein, sondern die Berliner:innen aktiv mit einbinden. Eine neue Initiative des Fashion Council Germany will die Mode der Berliner Designer:innen während der Berlin Fashion Week besonders nah an ihre potenziellen Konsument:innen bringen und die ihnen gleichzeitig die Geschichten hinter den Kollektionen erzählen: STUDIO2RETAIL. Dafür werden unter anderem Ateliers und Studios als temporäre Shops umgestaltet oder Orte des Einzelhandels zu Veranstaltungsorten umfunktioniert. Das Ziel dabei ist klar: Die Mode zu ihren möglichen Träger:innen bringen.

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Marken, die dafür vom Fashion Council Germany ausgewählt wurden, sind unter anderem William Fan und uncommon matters, aber auch Unternehmungen wie Lebenskleidung, die die Kreativen der Stadt mit nachhaltigen Materialien versorgen, oder Become-A-Ware, das Upcycling-Entwürfe aus Retouren, Überhängen und nachhaltigen Stoffen produziert. Welche Orte genau dabei sein werden, darüber informiert für alle Interessierten die Website von STUDIO2RETAIL. Ein Auftaktevent dazu gibt es am 6. September im neu eröffneten Retail Space Alhambra am Berliner Ku’Damm.

(Fotografie)-Kunst bei der Berlin Fashion Week

Wo wir schon beim Thema sind, die Berlin Fashion Week mit dem Leben in der Stadt zu verbinden: Die Verbindung zum Einzelhandel ist die eine Sache – ein lebendiger Austausch mit der Kunst- und Kulturwelt und ihren Orten die andere. So hat beispielsweise Moët Hennessy den ersten Tag der Berlin Fashion Week auserkoren, um im Club Weekend am Alexanderplatz eine spannende Kooperation mit dem Performance-Duo Larry und Laurent Bourgeois (besser bekannt als @officiallestwins) zu feiern. Passend zur Fashion Week eröffnen außerdem einige spannende Fotografie-Ausstellungen, die öffentlich zugänglich sind – und wiederum passend dazu schließt sich an die Fashion Week mit nur drei Tagen Pause ab dem 15. September die Berlin Art Week an. 

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Ein wichtiger Ort dafür sind die HALLEN #2, ein neuer Kreativkomplex, der mit verschiedenen Projekten in Zusammenarbeit mit Berliner Galerien und Künstler:innen und Kurator:innen aus Berlin und der ganzen Welt gefüllt wird. Am 5. September eröffnen diese unter anderem mit einer Ausstellung des Modefotografen Tim Petersen. Außerdem präsentieren im Revier Südost unter anderem die beiden Nachhaltigkeitsinitiativen “202030 – The Berlin Fashion Summit” und Fashion Revolution die Ausstellung “Vanguard Style Art” am 9. September. Und noch ein besonderer Geheimtipp von uns: In der Galerie Deschler ist während der Zeit der Fashion Week (und auch während der Art Week) eine Ausstellung zu sehen, die aus einer Zusammenarbeit zwischen Modedesignerin Esther Perbrandt, Fotograf und Berghain-Ikone Sven Marquardt und dem Regisseur Nicholas Mockridge entstand – in “Fleischmann” inszenieren die drei Fotografien rund um Volker Spengler, das bekannte Gesicht aus vielen legendären Filmen von Rainer Werner Fassbinder. Very Berlin also, wie es sich gehört.